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Neckbreaker Webzine 15.07.08

Endoras - Blood On The Horizon

1998 gegründet, 2008 das erste Album. Zielstrebigkeit schaut anders aus. Und in der Tat, wirft man einen Blick in die Bandbiografie von ENDORAS, so befindet man sich in einem stetigen Auf und Ab auf dem Besetzungskarussell. Viele Mitstreiter kamen und viele verschwanden auch wieder, doch wenigstens der harte Kern der Band, bestehend aus Sänger Mischa Heinen und Gitarrist Martin Demicolà, ist immer noch mit von der Partie. Doch das alles hat einen tieferen Ursprung, denn ENDORAS sind schließlich Schweizer und die sind ja bekanntermaßen nicht gerade die Schnellsten. Aber nach all den Jahren hat es dann doch noch zu einer ersten Veröffentlichung, wenn auch nur in Eigenregie, gereicht, der man den Namen „Blood On The Horizon“ gab.
Und wie dieser Titel schon andeutet, widmen sich ENDORAS dem Fantasy Metal, d.h. einer Mixtur aus Power Metal, Epic Metal und True Metal. Also nix wirklich neues, doch ENDORAS versuchen zumindest an einigen Stellen sich vom Standard abzuheben.


Nach einer netten, wenn auch unspektakulären „Ouverture“ legt „Where Eagles Dare“ gleich mal flott und heftig los. Doch nach einem Savatagepianointermezzo nehmen ENDORAS zum Refrain hin das Tempo wieder raus, um gleich darauf in bester Black Metal Manier mit Kreischgesang fortzufahren. Aber schnell haben die Schweizer auch davon wieder die Nase voll, und so endet der eigentliche Opener bombastisch mit Keyboardklängen. Insgesamt eine etwas zerfahrene, aber dennoch gelungene Eröffnung. Aber trotzdem erkennt man bereits bei „Where Eagles Dare“ ein erstes Manko von „Blood On The Horizon“. Warum beim besten Willen haben die Fünf jeden Song von vorne bis hinten mit Keyboards zugekleistert. Eigentlich bin ich ja ein Freund der weißen und schwarzen Tasten, aber das hier ist zu viel des Guten.

Weiter geht’s mit dem Titeltrack, der mit einem schönen Gitarrensolo nachdenklich beginnt, um sich anschließend zu einem Bastard aus Doublebasskracher und Midtempobanger zu entwickeln. Insgesamt sehr gelungen und das Highlight unter den 9 Songs. „The Farewell Stone“ bewegt sich durchgehend im mittleren Tempo, doch irgendwie fehlt diesem Song so etwas wie ein Chorus. Eine Band wie DOOMSWORD hätte einen solchen Song deutlich besser hinbekommen.
Vermute ich hinter „Princess Of The Dawn“ zuerst eine Coverversion der Teutonen ACCEPT, so werde ich aufgrund des fehlenden prägnanten Eröffnungsriffs schnell eines Besseren belehrt. Und gerade bei „Princess Of The Dawn“ wird Manko Nummer zwei ganz deutlich. Der Gesang von Mischa Heinen ist noch nicht international konkurrenzfähig. Zwar muss ich ihm zugute halten, dass er versucht alles aus seiner Stimme rauszuholen, von hohen Tönen bis Gekreische, von Sprechgesang bis hin zu seiner bewusst-pathetischen Singstimme, doch nichts davon kann er wirklich so richtig gut. Seine normale Singstimme erinnert mich etwas an Tobias Sammet (EDGUY) auf der ursprünglichen Version von „The Savage Poetry“. Und vielleicht sollte sich Mischa gerade Tobi Sammet zum Vorbild nehmen, denn wer hätte vor 15 Jahren schon gedacht, dass sich dieser mal zu einem der besten deutschen Metalsängern mausern würde.
Musikalisch gehen ENDORAS da schon deutlich überzeugender zu Werke, wie in der flotten Halbballade „By The Firelight“, die mehrfach an BLIND GUARDIAN erinnert. Und auch „Once In A Lifetime“ und das abschließende heftige „The Dawn Of History“ bieten gutklassigen Headbangerstoff.

So weit ist also im Großen und Ganzen vieles auf “Blood On The Horizon” in Ordnung, doch dummerweise macht man sich mit „Black Jack Inn“ dann wieder einiges kaputt; das Teil ist ein Totalausfall wie es fast schlimmer nicht mehr geht. Bei dem Beginn mit dem Akkordeon wird man schon seekrank und dann diese Parodie mit der bayrischen Volksmusik, dem Gejodel und der Saufmusik. Selbst beim ersten Hören ist das kein bisschen lustig und bei jedem weiteren Hören nervt das Ganze nur noch mehr. Spaß im Metal ist ja gut und schön, aber für so was hab ich null Verständnis.

Doch bei aller Kritik darf ich natürlich nicht außer Acht lassen, dass „Blood On The Horizon“ von der Band selbst finanziert und aufgenommen wurde, und wenn ich das in die Gesamtbetrachtung miteinbeziehe, dann ist „Blood On The Horizon“ definitiv kein schlechtes Album, wenn natürlich auch kein richtig gutes; macht summa summarum 6,5 Punkte.
Fans von BLIND GUARDIAN, RHAPSODY, MANOWAR oder auch DOOMSWORD können der Band ruhig mal ihr Gehör leihen; am besten auf der Homepage der Jungs www.endoras.ch. (Maik)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 48:49 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: unbekannt

Geschrieben von Maik