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Legacy -- Nr. 57 -- 05/2008

Fantasy-Metal aus der Schweiz? Undenkbar, schließlich gelten die Eidgenossen eigentlich eher in Sachen klassischer Hard Rock als Qualitätsgaranten. Mischa Heinen, seines Zeichens Frontmann des phantastischen Outfits, erklärt Stil, Szene und den Inhalt der neuen Scheibe "Blood On The Horizon". Der Exotenstatus scheint der Band dabei schon sicher zu sein, wie die Kritiken zur neuen Platte beweisen. "Es war alles dabei, von überschwänglichem Lob bis hin zum totalen Verriss", erklärt der Fronter, hat aber auch eine Erklärung parat: " Anscheinend polarisieren wir sehr stark, was ich jedoch nachvollziehen kann. Man braucht schon einen breit gefächerten Musikgeschmack und eine etwas höhere Toleranzgrenze um uns zu mögen. Wir verbinden die verschiedensten Metal-Spielarten, und das ist nun mal nicht jedermanns Sache. Andererseits gilt genau dies bei vielen Anhängern als grosser Pluspunkt, da unser Album nie langweilig wird und es immer wieder neue Elemente zu entdecken gibt." Dass die Band für die landeseigene Szene einen außergewöhnlichen Sound fährt, ist Mischa jedoch bewusst: " Natürlich ist die Schweiz eher für Hard Rock a la Gotthard oder Krokus, bzw. Black- und Death Metal wie Celtic Frost, Hellhammer oder Samael bekannt, jedoch scheint sich in den letzten paar Jahren einiges getan zu haben. Es gibt zwar, prozentual gesehen, immer noch viel mehr extreme Bands aber parallel dazu wächst auch die Power Metal- Szene immer weiter." Neben Excelsis sind ENDORAS derzeit die einzige Band, die von sich hören lassen. Bedauerlich, wie Heinen bestätigt: "Leider habe ich das Gefühl, dass viele Schweizer Power- und Fantasy- Metal bands im Ausland nicht richtig wahrgenommen werden und auf ewig dazu verdammt sind, ein Mauerblümchendasein zu fristen. Es gibt in der Schweiz sehr wohl ein paar wirklich tolle Bands aus dieser Sparte wie zum Beispiel: Pertness, Inishmore, Battalion, Dystera, Tanelorn, Ravenheart oder Hellvetica." Möglicherweise können ENDORAS mit ihrem umfangreichen Konzept ein wenig Interesse wecken. Die Ambitionen sind jedenfalls riesig: " Die Songs sind wie einzelne Kapitel einer grossen Story, die sich nicht nur über diese Platte, sondern auch über zukünftige Veröffentlichungen erstreckt und noch weitergeführt wird. Die einzelnen Songs beschreiben verschiedene Abschnitte, Begebenheiten und Erfahrungen meines Lebens, die ich dann in ein Fantasy-Konzept umwandle. Eine dieser Erfahrungen geht im Übrigen auf den berüchtigten Herrn Tolkien zurück. Im "Herr der Ringe" ist von Edoras die Rede... "Zuerst wollten wir uns tatsächlich Edoras taufen, dachten uns jedoch, dass es eventuell rechtliche Probleme geben könnte. Ausserdem wollten wir sowieso nicht über Mittelerde singen, sondern unser eigenes Fantasy-Konzept auf die Beine stellen." Recht so, schließlich sind Innovationen im Power Metal- Geschäft mittlerweile eine echte Seltenheit geworden. Doch gerade in der Fantasy sieht der Sänger ein Potential, das von der Musik häufig untergraben wird. "Wenn in der Fantasy-Literatur auch sehr ernste und dunkle Elemente vorkommen, wieso sollen dann in der Fantasy Metal-Musik genau diese Elemente fehlen? Phantasie bedeutet unbegrenzte Möglichkeiten: nur un der Musik hat man sich in der Vergangenheit immer wieder selber limitiert. Ich denke, dass bestimmte Themen und Gefühle nach einer ganz bestimmten musikalischen Umsetzung verlangen. Es bringt schließlich nichts, negative Themen in ein Happy Metal Korsett zu pressen. Wir werden uns jedenfalls nie selber auf einen Stil limitieren und immer wieder mit neuen Musikelementen herumexperimentieren, solange es ins Gesamtkonzept von ENDORAS passt!

Geschrieben von Björn Backes